Chronik

125 Jahre Vereinsgeschichte

Das Gründungsjahr des Benediktbeurer Musikvereins wurde auf 1880 datiert. Einen Zusammenschluss von Musikern gab es jedoch schon wesentlich früher. So ist belegt, dass das „Benediktbeurer Musikchor“ bereits 1863 bei der Leonhardifahrt in Bad Tölz teilgenommen hat.

Der älteste Nachweis findet sich in einem Kirchenbuch des Jahres 1556 (!), in dem ein Georg Sindlhauser als Kapell- und Schulmeister ausgewiesen wird. Andere Aufzeichnungen weisen zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf Ausgaben für die Musik beim Schützenjahrtag hin.

Man kann davon ausgehen, dass sich der Verein aus dem Kirchenchor des Klosters herausentwickelt hat. Der Verein war zu allen Zeiten tragendes Element der Kirchen- und Chormusik in Benediktbeuern und bot – besonders bei der Saitenmusik – ein hohes Niveau.

Das älteste Bild der Musikkapelle stammt aus dem Jahre 1885. Eines der ältesten und bis heute gut erhaltenen Schriftstücke ist eine Einladung zu einem Maskenball vom 20. Februar 1895.

Zu den Mitbegründern des Vereins zählt der damalige Pfarrer Andreas Langenwalter. Dank ihm und der Unterstützung alteingesessener Benediktbeurer Bürger ist der Musikverein heute einer der ältesten Vereine Benediktbeuerns.

Die ersten Vorstände waren Josef Oppacher und Alexander Thalhuber, erster Dirigent Wolfgang Prennsteiner. Leider sind über den genauen Beginn und das Ende der Tätigkeiten der ersten Vorstände und Dirigenten bis zum Jahre 1920 keine genauen Jahreszahlen überliefert. Ebenso fehlen in den frühen Aufzeichnungen genauere Angaben über die Musiker und die gespielten Instrumente.

Um die Jahrhundertwende spielte auch die Benediktbeurer Blasmusik in der zu dieser Zeit am meistverbreiteten Besetzung einer „Neunstimmigen Blechmusik“ und wurde erst später durch Klarinetten und dem Schlagwerk ergänzt. 1914 bestand der Verein bereits aus 65 passiven Mitgliedern und 21 aktiven Musikern. In der Vereinssatzung war festgelegt, dass die aktiven Mitglieder (übrigens nur ehrenhafte Männer aus Benediktbeuern und Umgebung) „die festgesetzten Proben fleißig und pünktlich zu besuchen und sich den Anordnungen des Dirigenten zu fügen haben“.

Der 1. Weltkrieg forderte auch in den Reihen des Musikvereins seine Opfer. Verständlicherweise beschränkten sich die Auftritte der Kapelle somit auf das Notwendigste. Das Vereinsleben hingegen kam fast völlig zum Erliegen.

Erst das Jahr 1928 brachte wieder einen kleinen Aufschwung mit sich. Johann Rauh wurde neuer 1. Vorstand und Alto Sittler neuer Dirigent, als Nachfolger von Maximilian Saalfrank, der die Kapelle von 1920 bis 1926 geleitet hatte. 1930 übernahm ein Benediktbeurer „Original“, der altbewährte und vielseitige Musiker Johann Stückl als Dirigent und Musikmeister die Leitung der Kapelle. Und die wöchentlichen Proben fanden bei ihm in der Schmiede statt.

1933 wurden, wie so überall, zu viele politische Momente in das Vereinsleben hinein getragen und die daraus resultierende Unsicherheit hatte letztendlich auch dem Musikverein Benediktbeuern die Vertrauensbasis entzogen. Vorstand Johann Rauh mußte nun als Vereinsführer auch die Geschäfte des Kassiers und Schriftführers übernehmen.

Glücklicherweise haben alle aktiven Musiker den Krieg überlebt und so taten sich 1948 Jung und Alt zusammen und Josef Haslbeck übernahm als Dirigent die Leitung der 20 Mann starken Kapelle. Wegen der Neugründung des Musikvereins wurde am 12. November 1950 eine Versammlung abgehalten. Benno Winkler wurde 1. Vorstand und zudem konnten bei einer groß angelegten Mitgliederwerbung 100 (!) Neuaufnahmen verzeichnet werden.

Im Juli 1956 veranstaltete der Musikverein Benediktbeuern das 2. Bezirksmusikfestes des Bezirks Oberland. Die ca. 25 Mann starke Kapelle war ab 1958 unter Stabführung ihres neuen Dirigenten, dem Musikprofessor Norbert Dörfler und in dieser Zeit meist für den Fremdenverkehr im Einsatz. Die „Sommerfrischler“, welche überwiegend mit dem Zug anreisten, wurden seit Mitte der 50er-Jahre sogar mit einem musikalischen Ständchen am Bahnhof empfangen.

Für die Musikkapelle hat sich seit dieser Zeit ein fast regelmäßiger Jahresablauf eingebürgert: Christbaumfeier, Faschingsbälle, Schützen- und Trachtenfeste, Fronleichnam, mehrere Standkonzerte und Heimatabende, Gartenfeste, Geburtstagsständchen und Hochzeiten, die Bergmesse, Jahrtage und sonstige Veranstaltungen der Ortsvereine, Allerheiligen, Leonhardi, der Volkstrauertag und natürlich auch Beerdigungen.

1969 übergab Norbert Dörfler, der u. a. auch zwei „Feldmessen für Blasorchester“ komponiert hatte, den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Franz Troll. Dieser war ebenso wie sein Vorgänger ein Glücksfall für den Musikverein.

Der Verein zählte 106 Mitglieder und 22 aktive Musiker, als 1972 Josef Schmid zum 1. Vorstand gewählt wurde. Dieser war der neue, unermüdliche Motor des Musikvereins. Zusammen mit Dirigent Franz Troll lag ihm vor allem der Musikanten-Nachwuchs am Herzen. Zur Finanzierung der hohen Ausbildungskosten organisierte er Schafkopfrennen, Gartenfeste und einen Stand beim Christkindlmarkt. Und der große Aufwand von damals hat sich gelohnt: Bildet doch der Großteil der damaligen Musikschüler heute den Stamm der ca. 38 aktiven Musiker/innen.

Zu den wichtigsten Benediktbeurer Veranstaltungen dieser Zeit zählen zweifelsohne die Fahnenweihe der Antlaß- und Gebirgsschützenkompanie Benediktbeuern-Ried im Jahre 1975, die 450-Jahrfeier der Gebirgsschützentradition im ehemaligen Hoheitsgebiet des Klosters Benediktbeuern im Jahre 1976 und das 3. Alpenregionstreffen der Schützen im Jahre 1980. Wie bei allen anderen Gelegenheiten, zeigten sich Veranstalter und Besucher mehr als zufrieden mit den dargebotenen Leistungen der Musikkapelle.

In seiner Festrede zum 100-jährigen Jubiläum des Musikvereins im Jahre 1980 würdigte Pater Prof. Franz Josef Strauß mit folgenden Worten die Verdienste des Musikvereins: „Der ganze Ort und seine Bewohner seien beglückwünscht, denn sie können sich stolz und glücklich schätzen, einen Musikverein am Ort zu haben, der in hervorragender Weise das Gemeindeleben Benediktbeuerns mitbestimmt und prägt.“

Aufgrund der Neuorganisation des Musikbundes, gehört der Musikverein ab 1982 nun nicht mehr dem Bezirk Oberland, sondern dem neuen Bezirk Isar-Mangfall an. Im gleichen Jahr rückte die Musikkapelle mit den Schützen nach München aus: Die Verabschiedung von Kardinal Joseph Ratzinger, unserem neuen Papst Benedikt XVI., wird für alle Musikanten ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

Das Ausscheiden bewährter Altmusikanten brachte 1984 die Vereinigung der damaligen Jugendblaskapelle und der Hauptkapelle mit sich. Die jungen Musiker waren jedoch – Dank ihrem Ausbilder Franz Troll – auf diese Situation vorbereitet. 1985 wurde dann der langjährige Dirigent Franz Troll in seinen wohlverdienten „Musikanten-Ruhestand“ verabschiedet. Sein Nachfolger war Bernhard Ley, ein Musiker aus der eigenen Kapelle.

Als Auszeichnung für sein über 100-jähriges Wirken und die dafür erworbenen Verdienste erhielt der Musikverein Benediktbeuern 1985 die „PRO MUSICA-Plakette“ verliehen. 1989 fand in Benediktbeuern der Patronatstag der Bayerischen Gebirgsschützen statt und zur 1250-Jahrfeier von Benediktbeuern spielte die Kapelle u. a. bei der Live-Sendung des Bayerischen Rundfunks „Grüße aus Oberbayern“.

1990 übernahm der derzeitige Dirigent Bernhard Schreder (ein Schüler des ehemaligen Dirigenten Franz Troll) die Leitung der Kapelle, der Verein wurde „e. V.“ und erlangte die Gemeinnützigkeit. 1991 erfolgte der Baubeginn des Probelokals für die Musikkapelle. Bis zur Fertigstellung im Mai 1992 wurden insgesamt über 3.000 Arbeitsstunden geleistet (80 % davon wurden von aktiven Musikern erbracht).

1993 übernahm der amtierende 1. Vorstand Matthäus Hammerl die Leitung des Vereins und seiner 168 Mitglieder. 1997 ehrte der Bund deutscher Blas- und Volksmusikverbände (BDBV) Ehrenvorstand Josef Schmid und Ehrendirigent Franz Troll mit der Verdienstmedaille in Gold.

Im Jahre 2000 erinnerte der Musikverein an seine Gründung vor 120 Jahren und feierte dieses kleine Jubiläum mit einem Frühschoppen-Konzert, nach seiner traditionellen Jahresmesse. Ein musikalischer Höhepunkt war die, vom Benediktenwandchor Benediktbeuern im Kreuzganghof des Klosters veranstaltete „Verdi-Serenade“ im Juli 2001. Die Musikkapelle ließ, einem Zeitungsbericht folgend, die 700 Besucher „mehr als einen Hauch von Verona“ verspüren.

Das Jahr 2005 stand ganz im Zeichen der 125-Jahrfeier des Musikvereins Benediktbeuern e. V. und die lange Tradition nimmt uns Aktive in die Pflicht, den Fortbestand der Blasmusik bei uns in Benediktbeuern zu sichern, Nachwuchsmusiker auszubilden und das dörfliche Leben mit zu gestalten. Denn diese Aktivitäten sind das, was das Leben in unserem Dorf lebenswert macht und was für uns Heimat bedeutet.

Die Blasmusik als unser kostbares Kulturgut zu pflegen und zu erhalten muss unser wichtigstes Ziel bleiben.

Bernhard Schreder
Dirigent, MV Benediktbeuern